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Programmierte Muster – MIA21-Prototyp

Programmierte Muster

Kunstvoll gestaltete Kreismuster, sogenannte Mandalas, lernen Kinder bereits im frühen Kindesalter kennen. Diese regelmässigen zirkulären Muster und Strukturen können auch als kreative und ästhetische Ausdrucksformen dienen und begleiten uns in Form von Logos, Illustrationen oder an gotischen Kirchenfenstern. In der Mathematik helfen Mandalas, das Verständnis von geometrischen Formen aufzubauen und Regelmässigkeiten von Formen, insbesondere dem Kreis, zu erforschen und zu verbalisieren. Didaktische Programmiersprachen wie xLOGO visualisieren die Geometrie und bieten das Potenzial, algorithmisches Denken zu entwickeln.

Das Zusammenspiel von Kunst und Informatik und die Entwicklung überfachlicher Kompetenzen kann auf allen Stufen in den Unterricht integriert werden.

Perspektiven im Überblick

Technologische Perspektive

Wiederkehrende Folgen und Muster erkennen und künstlerisch in Szene setzen

Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive

Digitale Kunst gestalten: ästhetische Bilder und spirituelle Darstellungen

Anwendungsorientierte Perspektive

Fähigkeiten und Fertigkeiten für Kreatives im Digitalen

WarmUp

Herzlich willkommen! Wir programmieren Kunst!

Starten wir doch direkt mit der Programmierung. Kopiere einmal den folgenden Code in die Programmierumgebung https://xlogo.inf.ethz.ch/release/latest/#/maxi

to mandala
repeat 12 [
repeat 360 [
fd 1
rt 1
]
rt 360/12
]
end

  • Welche Regelmässigkeiten sind erkennbar?
  • Welche Grundformen sind zu sehen?
  • Was passiert, wenn die beiden roten Werte verändert werden?

Technologische Perspektive

Ein Mandala ist typischerweise kreisförmig und weist eine 360° Symmetrie auf. Die Formen, die ein Mandala bildet, sind dabei stets um einen Mittelpunkt ausgerichtet. Diese zentralisierte Anordnung und die strengen Regeln, nach denen Grösse, Anzahl und Abstände der Formen definiert sind, führen zu einer harmonischen und oft meditativen Wirkung. Der Winkel spielt eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung, wie und wo die Elemente positioniert werden.

Mandalas können manuell oder digital erstellt werden. Im traditionellen Sinne werden Formen systematisch und nach festen Regeln im Kreis angeordnet. In einem digitalen Kontext können Schulkinder Mandalas durch Zeichnungsapps und Online-Tools (Staedler oder iOrnament) erstellen. Hierbei werden die Elemente automatisch entsprechend der vorgegebenen Winkel und Regeln positioniert, was das Erstellen komplexer Designs vereinfacht.

Es gibt eine Vielzahl von Systemen, die speziell darauf ausgelegt sind, das Erstellen von Mandalas zu erleichtern. Dazu gehören Zeichnungsapps, Online-Tools und sogar Programmierumgebungen, die für den Bildungsbereich konzipiert sind. Diese Tools ermöglichen es den Kindern, künstlerische mit technologischen Kompetenzen zu verbinden. Zu nennen ist hier zum Beispiel xLogo, welches auf der Bildbeschreibungssprache Turtle-Grafik basiert.

Die Programmierumgebung xLOGO wird genutzt, um Schülerinnen und Schülern den Einstieg ins Programmieren zu erleichtern und das algorithmische Denken (Computational Thinking) zu schulen. Mithilfe von textlichen Befehlen wird eine Schildkröte gesteuert, welche sich über die Zeichnungsfläche bewegt und Linien zeichnet. Ein Mandala kann durch die Wiederholung eines bestimmten Musters in einem Kreis erzeugt werden. Beispielsweise könnte ein Nutzer ein einfaches Blumenmandala erstellen, indem er die Schildkröte anweist, eine Blüte zu zeichnen und diese Anweisung dann mehrmals um einen bestimmten Winkel gedreht zu wiederholen.

Dieser Code lässt die Schildkröte ein einfaches Mandala zeichnen, indem sie 5 Mal ein Sechseck zeichnet und sich nach jedem Muster leicht dreht.

to strichmuster_mandala
repeat 5 [
repeat 6 [
fd 100
rt 360/6
]
rt 360/5
]
end

Computational Thinking bzw. das algorithmische Denken umfasst das Zerlegen von Problemen in kleinere Teile (Dekomposition), das Erkennen von Mustern (Mustererkennung), das Denken in Abstraktionen und das Entwickeln von Lösungen (Algorithmus). Wenn Kinder ein Mandala in xLOGO erstellen, üben sie all diese Fähigkeiten. Sie zerlegen das komplexe Mandala in einfache Formen, erkennen die Wiederholung der Muster, entwickeln einen Algorithmus durch die Logo-Befehle und erlernen Abstraktionsfähigkeiten, um die Befehle zu vereinfachen.

Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive

Das Mandala als kreisförmiges, geometrisches Muster gilt in verschiedenen Kulturen als Symbol für Harmonie, Schönheit und Spiritualität. Diese Perspektive auf das Programmieren von Mustern zeigt die Kreativität, die in der Informatik steckt, einmal mehr auf. Kunst schaffen, durch Regelmässigkeit, Symmetrie und Wiederholungen fördert ein diverses, offenes und vielseitiges Bild der Informatik.

Schauen wir einmal auf die Bedeutung von Mandalas selbst. Im Buddhismus und Hinduismus werden Mandalas in einem meditativen Prozess erstellt, um mit den Gottheiten Kontakt aufzunehmen. Die Gleichmässigkeit und Symmetrie der Muster und die absolute Freiheit in Grösse, Farbe und Anzahl der verschiedenen Formen macht die Mandalas harmonisch und ästhetisch ansprechend. (vgl. Adobe Mandala Art)

Die hinduistischen Mandalas haben ihren Ursprung im Buddhismus. Alle hinduistischen Tempel haben die Form eines Mandalas. Der Mittelpunkt symbolisiert die Erleuchtung durch Meditation.

Buddhisten aus Tibet erstellen kosmische Bilder aus gefärbtem Sand. Dafür nutzen sie ein dünnes Rohr. Während sie die Kreismuster gestalten, gelangen sie in eine spirituelle Trance. Die Mitte des Kreismusters stellt den Mittelpunkt des Universums dar, in dem alle Lebewesen von Leid befreit sind. Bild: mirkobozzato@Pixabay
Häufig werden die Buddhastatuen vor Mandalas dargestellt oder die Tempel mit Mandalas geschmückt. Die Mitte des Mandalas symbolisiert die Gottheiten.

Somit stellen Mandalas einen Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit Weltreligionen im NMG/ERG (z. B. BG.3.A.1.2b, ERG.3.1.b, BG.3.A.1.2c) und ermöglichen auch einen handlungsorientierten Zugang zu Ritualen, indem im BG selbst Mandalas gestaltet werden. Auch kann die Bedeutung von Spiritualität für Gesellschaften mit den Schüler*innen diskutiert werden. In unserer schnelllebigen modernen Gesellschaft gewinnt die meditative Kreativität an Bedeutung. Das Zeichnen oder Ausmalen von Mandalas wird oft als entspannende Tätigkeit auf Social Media Plattformen verbreitet, wodurch Gemeinschaften erzeugt werden und ein Austausch über Techniken, Zeichen- und Legematerial entsteht. Produkte zur Gestaltung von Mandalas können gezielt platziert und beworben werden. Die Mandala-Künstlerinnen werden als Meinungsführer zu wertvollen Partnern für Marken, die ihre Produkte in einem kreativen und inspirierenden Kontext präsentieren möchten. (–> Influencing)

Im Kontext von Medien und Informatik kann Bildsprache und deren Wirkung thematisiert werden. Werbungen, welche Mandalas als Illustrationen verwenden, nutzen die Wirkung von Harmonie, Unendlichkeit, Stabilität und Ausgeglichenheit, um Lifestyle-Angebote anzupreisen. Ihre Fähigkeit, Harmonie und Komplexität zu vereinen, macht sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil der modernen visuellen Kommunikation.

Anwendungs­orientierte Perspektive

Die Schülerinnen und Schüler trainieren ihre Anwendungskompetenzen sowohl beim Programmieren von Mandalas mit xLOGO als auch beim Erstellen von Mandalas mit Online Tool, wie dem Mandala Creator von Staedler.

Mandala erstellt mit Mandala Creator
Bild erstellt mit Mandala Gaba

Dabei lernen sie den Umgang mit digitalen Werkzeugen, erleben den Unterschied zwischen lokaler und browserbasierter Umgebung und experimentieren mit Einstellungsmöglichkeiten bzw. Programmierungen, um ästhetische Bilder zu erstellen. Es gibt eine Vielzahl von Mandala-Tools, wobei sich der Mandala Creator von Staedler und das Programm Mandala Gaba als Favoriten herausstellten.

Auch lassen sich Zeichnungsapps wie Paint oder Apples App Procreate hervorragend zur Gestaltung und zum Ausfärben von Mandalas nutzen. Einfache Funktionen, wie Freihandzeichnungen, Kopieren & Einfügen und Anordnen werden gelernt und angewendet.

Im Zeichnungsprogramm Paint können eigene Zeichnungen erstellt oder bestehende Bilder ausgefärbt werden. Der kleine Farbtopf eignet sich dazu besonders gut.

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Gesamtblick

Mandalas als ästhetische, spirituelle Symbole eignen sich als fächerverbindender, mehrperspektivisch betrachtbarer Lerngegenstand. Im Mathematik und Informatik werden Symmetrie und Winkel thematisiert, im NMG/ERG die gesellschaftlich kulturelle Bedeutung und im BG kann digital und analog gezeichnet und kreiert werden.

Im Warm-up konnten erste Erfahrungen mit xLOGO-Mandalas gemacht werden. Welche weiteren kunstvollen Muster könnte man noch programmieren? Lade gern dein schönstes Muster als Bild auf das Padlet.

In allen drei Perspektiven lassen sich Anknüpfungspunkte an den MI-Lehrplan finden als auch an andere Fächer. Mandalas eignen sich als Zugang für selbstwirksamkeitsfördernde, inklusive, kreative und lebensweltnahe Lernerfahrungen, die das kritische Denken motivieren.

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