Online-Shopping ist viel bequemer als vor Ort im Kaufhaus die Einkäufe zu tätigen. Die Auswahl ist riesig. Die Produkte müssen nicht nach Hause getragen werden, sondern werden direkt an die Haustür geliefert. Man ist an keine Öffnungszeiten gebunden und man kann auch günstig im Ausland einkaufen.
Online-Shopping bringt aber auch Nachteile mit sich: die gekauften Waren kommen erst Stunden, Tage oder Wochen nach der Bestellung an. Die Kleider passen vielleicht nicht, da sie nicht anprobiert werden können. Oder man muss die falsch bestellten Grössen wieder zurücksenden.
Online-Shopping kann jedoch auch Risiken mit sich bringen. Wieso muss ich beim Online-Einkauf mein Geburtstag angeben? Nur damit ich anschliessend an meinem Geburtstag nervige E-Mails erhalte? Werden meine Kreditkartendaten seriös behandelt? Wie finde ich das passende Produkt unter Tausenden ähnlichen Produkten? Wieso wird mir nach meinem Einkauf noch wochenlang Werbung zum bereits gekauften Produkt angezeigt? Bestelle ich auf Kredit? Kommt mein Geld am richtigen Ort an und wird anschliessend das Korrekte aus nah oder fern bei mir angeliefert? Kommt zurückgesandte Ware wieder in den Verkauf oder wird sie entsorgt?
Perspektiven im Überblick
Technologische Perspektive
Produkte sind so angelegt, dass diese bestellt, bezahlt, bewertet und geliefert werden können.
Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive
Von «Fast Fashion» bis hin zum Niedergang der grossen Einkaufszentren.
Anwendungsorientierte Perspektive
Die eigenen Kreditkartendaten und Passwörter sollten nicht in falsche Hände geraten.
WarmUp
Denken Sie an Ihren letzten Online-Einkauf. Was haben Sie wo gekauft?
- Wie konnten Sie das gewünschte Produkt finden und in welchem Shop haben Sie dieses eingekauft?
Aus technologischer Sicht müssen die Produkte so sortiert sein, dass Sie das günstigste, am schnellsten verfügbare Produkt möglichst schnell und einfach finden. Im Hintergrund werden dafür vom Verkaufspersonal alle Produktdaten erfasst und bereitgestellt, sodass die gewählten Filter auch tatsächlich nützlich sind und zu einem erfolgreichen Shopping-Erlebnis führen – für Sie, aber auch fürs Personal. - Hätten Sie die Produkte auch im Laden vor Ort finden und anprobieren können? Hätten Sie damit eine Retourensendung verhindern können?
Aus gesellschaftlicher Perspektive verändern die Gewohnheiten rund ums Online-Shopping unser Leben: Personal wechselt vom Einkaufszentrum in die Logistik, Einkaufszentren schliessen, Lieferdienste wachsen. - Welche Daten mussten Sie im Online-Shop im Bestellprozess angeben? War die Transaktion erfolgreich und kam das Geld beim Verkäufer an – und Sie haben im Gegenzug das Produkt erhalten?
Aus Sicht der Anwender:in bräuchte das Verkaufspersonal ja nur Ihre Adresse und die Daten für die Bezahlung. Dank Online-Bezahldienstleistern benötigt das Verkaufspersonal dafür nicht einmal Ihre Kreditkartendaten – und schon gar nicht Ihr Geburtsdatum und die Vorlieben für Ihren nächsten Einkauf.
Technologische Perspektive
Für die technologische Perspektive lassen sich drei verschiedene Bereiche analysieren:
- Wie finden wir das gewünschte Produkt?
- Wie werden die Daten im einzelnen Shop erfasst und aufbereitet, sodass Sie die richtigen Produkte finden und das Verkaufspersonal die entsprechenden Produkte ausliefern kann?
- Wie sieht der Bestellprozess aus?
Produkte in einem Online-Shop sind eine Ansammlung von verschiedenen Daten: Kategorien, Farben, Preise, Grössen. Welche Daten sind Ihnen wichtig, damit Sie ein Produkt bestellen?
Details müssen sorgfältig erfasst und gespeichert werden. Richtig sortiert können Sie anschliessend Schuhe in einer bestimmten Grösse, Computer einer bestimmten Marke und Farbstifte einer bestimmten Farbe suchen, vergleichen und direkt bestellen. Im Hintergrund ist zudem auch erfasst, wie teuer das Produkt ist und wie gross der Lagerbestand ist – sodass der Artikel auch irgendwann ausverkauft sein wird. Korrekt erfasst und aufbereitet finden Sie so schnell und zuverlässig Ihre gewünschten Produkte – die Datenbank im Hintergrund und die Webseite zum Schmökern erledigen den Rest.
Sobald die Produkte richtig erfasst sind, kommen Suchmaschinen und Vergleichsportale, aber auch Werbemöglichkeiten wie Online-Inserate, Influencer:innen oder E-Mail-Marketing ins Spiel. Die Suchmaschine möchte Ihnen die besten Webseiten für bestimmte Produkte anzeigen, allenfalls verknüpft mit gesponserten Werbe-Anzeigen von Online-Shops. Online-Inserate und Influencer:innen zeigen Ihnen Produkte, die Sie benötigen könnten und leiten Sie auf den entsprechenden Online-Shop weiter. Wenn Sie nach etwas bestimmten suchen, finden Sie bei Vergleichsportalen hoffentlich das Produkt und den günstigsten Online-Shop dazu.
Sobald Sie das Produkt gefunden haben, geht es zur Bestellung – die hoffentlich seriös, einfach und schnell ist. Ihre Daten werden online erfasst, die Zahlung direkt über die Webseite abgewickelt oder über einen Online-Bezahldienstleister wie PayPal oder TWINT und wahrscheinlich auch gleich ein Benutzerkonto angelegt. Sollten Sie bereits ein Konto besitzen, können Sie sich bequem anmelden und die alten Daten von der letzten Bestellung wiederverwenden. Auch hier wird eine grössere Menge an Daten transferiert. Sobald der Online-Shop weiss, wohin er ein bestimmtes Produkt senden soll, wird dessen Bestand in der Datenbank reduziert und der Prozess wechselt von der digitalen Welt ins Analoge: das Produkt wird verpackt und verschickt und kommt in den nächsten Tagen bei Ihnen an. Sofern die Daten vom Lieferdienst verfügbar sind, können Sie sogar noch den aktuellen Lieferstatus online mitverfolgen.
Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive
2/3 der Bevölkerung kaufen monatlich online ein. 1/3 der Online-Bestellungen werden wieder zurückgeschickt, hauptsächlich, weil die Grösse nicht passt [1]. Online-Shopping findet in den verschiedensten Bereichen statt, meist jedoch beim Kauf von Kleidung und elektronischen Geräten.
Die T-Shirts passen vielleicht nicht, die Bluse hat den falschen Kragen, das Rot des Pullovers passt doch nicht ganz zur Hose, die Hosenbeine sind zu lang. Viele Gründe führen dazu, dass Produkte wieder zurück zum Online-Shop gehen – und vergleicht man die Gründe mit dem Einkauf vor Ort, wären die Kleider gar nicht erst gekauft worden. Die Auswahl im Internet ist aber gleichzeitig ein guter Grund, nicht im Laden vor Ort einzukaufen. Wo sonst kann ich zwischen Hunderten von Geräten vergleichen, schauen, welches Produkt am ehesten meine Bedürfnisse abdeckt – und sobald das Gerät ausgewählt ist, gleich noch beim günstigsten Geschäft zuschlagen. Die Vorteile für viele überwiegen, sie entscheiden sich für den Online-Kauf.
Das Personal im Laden wird überflüssig, Verkaufsberatung findet nicht mehr an der Kleiderstange statt, sondern online via Chat. Die Arbeitsplätze in der Logistikbranche werden ausgebaut – von der Auslieferung bis zur Zustellung.
Online-Shopping bring aber auch eine Veränderung des Einkaufverhaltens allgemein mit sich. Man trifft sich nicht mehr zum Einkaufen, soziale Aktivitäten rund um grössere Einkaufszentren, insbesondere bei Jugendlichen, gehen zurück. Dafür ist der Einkauf rund um die Uhr von der Couch aus möglich. Jederzeit und von überall aus kann eingekauft werden.
Anwendungsorientierte Perspektive
Als Anwender:in im Bereich Online-Shopping wechseln Sie von der Anonymität des Ladenbesuchers oder der Ladenbesucherin hin zur transparenten Persönlichkeit des Online-Käufers bzw. der Online-Käuferin. Damit Sie Ihre Produkte erhalten, kennt der Shop Ihr Name und Ihre Adresse. Damit Sie auf Ihre Bestellungen zurückgreifen können, braucht es ein Login und eine E-Mail-Adresse – entsprechend können Sie direkt über allfällige Änderungen informiert werden. Bei der Online-Anmeldung verlangen Shops aber oft auch noch das Geburtsdatum und das Geschlecht – aus was für Gründen auch immer, beispielsweise ist es möglich, am Geburtstag mit einem Gutschein Kunden zurückzulocken. Solche individuellen Angebote sind auch vor Ort im Laden möglich (Cumulus vom Migros, Superpunkte von Coop), basieren da aber auf freiwilliger Basis.
Und trotzdem entscheiden sich viele für den Online-Einkauf. Direkt beim Einkauf kann ich verschiedenste Produktdaten überprüfen, Vergleiche mit anderen Shops sind schnell und einfach möglich. Und sehr oft kann man gleich noch Bewertungen von anderen Kunden und Kundinnen lesen und prüfen, ob das Produkt der gewünschten Qualität entspricht. Und einmal mehr, der Online-Shop hat immer offen, Einkäufe können rund um die Uhr getätigt werden.
Gesamtblick
Online-Shopping funktioniert nur mit Daten: Daten zu den Produkten, Daten für die Bezahlung, für Ihren Account und Daten für die Bestellung an sich. Welche Produkte finden Sie zu welchen Preisen wo? Wie kommt die Bestellung am Ende bei Ihnen zu Hause – bequem und zügig – an?
Online-Shopping verändert gleichzeitig unsere Gesellschaft – brauchen wir noch Verkaufspersonal? Können wir unsere Einkäufe auch in 20 Jahren noch vor Ort durchführen? Sparen wir Platz und Energie, wenn Einkaufszentren verschwinden?
So vermischen sich verschiedenste Themenbereiche und beim Einkaufen kommen verschiedene Aspekte zur Geltung: Verfügbarkeit ist wichtiger als das Anprobieren, schnelle Lieferung und unpassende Stücke wieder zurücksenden, Online-Anzeigen für Schuhe, obwohl diese schon letzte Woche gekauft wurden.
Das alles funktioniert nur dank Daten. Daten müssen erfasst werden, Daten werden gespeichert, Daten werden so aufbereitet, dass Sie Ihr gewünschtes Produkt finden und kaufen. Beim nächsten Online-Einkauf dürfen Sie das gerne überprüfen: anhand welcher Daten haben Sie sich für ein Produkt entschieden? Welche Daten geben Sie bei einem Einkauf dem Verkaufspersonal weiter?