digital health

Wearables, also tragbare Technologien wie Fitness-Tracker oder Smartwatches, erlauben es uns, unsere Gesundheit, Fitness oder unseren Schlaf kontinuierlich zu überwachen. Sie unterstützen das Phänomen, das auch als Quantified Self oder Selftracking bekannt ist: die datenbasierte Selbstvermessung. Sie verfolgt das Ziel, das eigene Verhalten besser zu verstehen und zu optimieren.

In diesem Pincho wurde bewusst der provokative Titel «digital health» gewählt, da er sowohl die technischen Aspekte der Datensammlung als auch die Auswirkungen auf die eigene Gesundheit umfasst.

In diesem Pincho beleuchten wir die spannende Verbindung zwischen Technologie und Selbstvermessung und fragen, wie Wearables nicht nur unser individuelles Verhalten, sondern auch unsere Gesellschaft beeinflussen.

Perspektiven im Überblick

Technologische
Perspektive

Umfassende Sammlung, Speicherung und Auswertung meiner Gesundheitsdaten mit Wearables.

Gesellschaftlich-
kulturelle Perspektive

Auswirkung meiner Gesundheitsdaten auf meine Lebensweise und die Gesellschaft allgemein.

Anwendungs-
orientierte Perspektive

Bewusster Umgang mit datensammelnden Wearables und Einschätzung der datenbasierten Auswertungen.

WarmUp

Hast du heute schon die magische 10.000-Schritte-Marke geknackt?

Öffne die Gesundheitsapp auf deinem Smartphone (iOS: health, Android: Google fit) oder sieh auf deiner Fitnessuhr nach, wie viele Schritte du heute schon zurückgelegt hast. Falls es dir ein Anliegen ist, das Ziel von 10’000 Schritten jeden Tag zu erreichen, lies die nächsten Abschnitte am besten beim Gehen – nimm dein Smartphone mit und mach ein paar Schritte durch den Raum.

Foto von Mika Wegelius auf Unsplash

Technologische
Perspektive

Wearables wie Smartwatches erfassen hochsensible Gesundheitsdaten – von der Schrittzahl über die Herzfrequenz bis hin zu Schlafphasen. Kleinste Sensoren erfassen präzise Daten, und dank besserer Akkulaufzeiten können diese über lange Zeiträume aufgezeichnet werden. Zurückgelegte Schritte werden mithilfe eines Beschleunigungssensors gemessen und durch den GPS-Sensor unterstützt. Ein Beschleunigungssensor misst, wie sich die Smartwatch in alle drei Raumrichtungen bewegt. Ein charakteristisches Vor- und Zurückschwingen des Arms wird als Schritt erkannt und mit den GPS-Daten abgeglichen.

Foto von Artur Łuczka auf Unsplash

Wearables sind dank der umfangreichen Datensammlung in der Lage, Trends und Abweichungen in deinem Verhaltensmuster zu erkennen. So lässt sich leicht feststellen, ob du dich aktuell auf ein Sportereignis vorbereitest oder ob du seit einer Woche in den Ferien bist und entspannst. Mit der Zeit kennt dich dein Gerät sehr gut und kann dir dank der Auswertung deiner umfassenden Datensammlung massgeschneiderte Empfehlungen geben oder zukünftige mögliche Zustände oder Risiken wie Stress oder Schlafmangel voraussagen.

Neben Sensorik und Datenanalyse wirft die technologische Perspektive auch Fragen zum Datenschutz und zur Datensicherheit auf. Die Anzahl deiner zurückgelegten Schritte oder die Orte, an denen du dich zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgehalten hast, gehören zu besonders sensiblen Daten. Deshalb stellt die Speicherung der persönlichen Gesundheitsdaten ein hohes Risiko für Anbieter von Health Tech dar. Beim Vergleich mehrerer Anbieter liesse sich beispielsweise ermitteln, in welchem Land die Daten gespeichert werden und welchen Stellenwert der Datenschutz dort hat. Bei einem Gedankenexperiment könnte man fragen – „Was wäre, wenn deine Gesundheitsdaten durch ein Datenleck an die Öffentlichkeit gelangen würden?“

Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive

Die umfassende Sammlung und Auswertung von Gesundheitsdaten, wie sie in der technologischen Perspektive oben beschrieben wurde, könnte einen Einfluss auf deinen Alltag haben. Vielleicht hast du im Warm-up festgestellt, dass du heute die 10’000 Schritte noch nicht erreicht hast. Wie fühlst du dich dabei? Die Anzahl gemessener zurückgelegter Schritte könnte sich darauf auswirken, ob du den Tag als erfolgreich wahrnimmst oder (noch) nicht. Nicht nur dein eigenes Empfinden spielt eine Rolle – auch externe Anreize wie Bonusprogramme von Krankenkassen motivieren dazu, die 10’000 Schritte zu erreichen, hierfür gibt es unterschiedliche Bonusprogramme von Krankenkassen. Es locken Barauszahlungen oder Rabatte auf die Versicherungsprämien.

Foto von Jared Rice auf Unsplash

Doch nicht nur Einzelpersonen sind betroffen, auch die Gesellschaft kann durch Wearables beeinflusst werden. Health Tech Firmen setzen mit der allumfassenden Datenauswertung setzen gewisse Massstäbe, wie ein gesunder Lebensstil auszusehen hat. Dieser Trend wird durch das Teilen sportlicher Erfolge in sozialen Netzwerken noch zusätzlich verstärkt. Wenn Fitnessdaten zum Statussymbol werden, verändert das unser Verständnis von Transparenz und Privatsphäre – und könnte die Akzeptanz der Datensammlung sowie das Teilen sensibler Informationen weiter normalisieren.

Anwendungsorientierte Perspektive

Die Technologie der Wearables wird sich laufend weiterentwickeln. Neue Technologien mit hochsensiblen Sensoren ermöglichen eine noch umfassendere Erfassung von Gesundheitsdaten. So verspricht beispielsweise die «Garmin-Smartwatch» deine Gesundheit zu verbessern – oder zu erhalten. Dabei umfasst die Gesundheitsüberwachung u.a. die Messungen der Herzfrequenz, der Sauerstoffsättigung, des Stresslevels oder der Schlafqualität. Es wird versprochen, dass die Analyse dieser riesigen Datenmengen dank verbesserter Algorithmen und künstlicher Intelligenz (KI) immer präziser wird.

Doch wie gehen wir mit diesen Entwicklungen um?
Einerseits versprechen Anbieter von Wearables ein gesünderes Leben durch die genaue Analyse der gesammelten Daten. Wearables erinnern regelmässig daran, sich mehr zu bewegen, Pausen einzulegen oder bewusster zu atmen.

Andererseits werfen Wearables ethische Fragen auf. Wird im Geheimen ein detailliertes Gesundheitsprofil über mich erstellt? Wie sicher sind meine Daten vor unbefugtem Zugriff geschützt? Verlasse ich mich mehr auf die Auswertung meiner Gesundheitsdaten als auf mein eigenes Körpergefühl? Kann ständiges Messen und Verbessern zu innerem Druck und Stress führen? Zahlen Personen mit einem besseren Gesundheitsprofil in Zukunft weniger für Krankenkassenprämien als solche mit einem weniger guten Profil? Und wie steht es um Personen, welche ihre Gesundheitsdaten nicht aufzeichnen?

Foto von Fabian Møller auf Unsplash

Im Unterricht könnte eine Pro-Kontra-Diskussion dabei helfen, das komplexe Thema «digital health» zu beleuchten. Informationen zur Vorbereitung, Durchführung und Auswertung findest du unter dem Didaktik-Pincho Arenadiskussion.

Gesamtblick

Wearables bieten neue Möglichkeiten zur Gesundheitsüberwachung und Selbstoptimierung. Doch mit der zunehmenden Verknüpfung von Technologie und besonders sensiblen Gesundheitsdaten entstehen auch neue Herausforderungen. Ethische Fragen müssen sorgfältig abgewogen werden, um den Nutzen dieser Technologie verantwortungsvoll zu gestalten.

  • Technologische Perspektive: Fortschrittliche Sensoren und KI ermöglichen eine immer präzisere Datenerfassung und -auswertung.
  • Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive: Vorgaben wie 10’000 Schritte pro Tag prägen unser Verständnis von Gesundheit. Das Teilen sportlicher Erfolge in sozialen Medien kann die Normalisierung der Datensammlung vorantreiben.
  • Anwendungsorientierte Perspektive: Die Nutzung von Wearables eröffnet Chancen zur Selbstoptimierung und Gesundheitserhaltung, wirft jedoch ethische Fragen zur Datensicherheit auf.

Die gute Nachricht zum Schluss:
In der Sportmedizin gibt es keine einheitliche Meinung dazu, wie viele Schritte täglich für einen gesunden Lebensstil notwendig sind. Die 10’000-Schritte-Regel stammt ursprünglich aus einem japanischen Marketingkonzept der 1960er Jahre – nicht aus der Medizin (Zum Artikel).

BY Konsortium MIA21
Dieser Beitrag ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0).

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