Die Mediennutzung von Jugendlichen (wie auch Erwachsenen) erfolgt grundsätzlich aus vier verschiedenen Gründen (vgl. Süss et al., 2018, S. 37ff.):
- um Neues zu lernen (kognitive Bedürfnisse),
- um sich zu unterhalten und Spass zu haben (affektive Bedürfnisse),
- um «dabei zu sein», d.h. um mit anderen Menschen via Medien, (gemeinsame) Themen und Inhalte verbunden zu sein, sich identifizieren (sozial-integrative Bedürfnisse),
- aus Gewohnheit oder als Ritual, das den Tag strukturieren kann; beispielsweise immer nachmittags nach der Schule eine Stunde zur Entspannung gamen oder Lesen als Gewohnheit vor dem
Schlafen (integrativ-habituelle Bedürfnisse).
Bei Jugendlichen hat das Bedürfnis «dabei zu sein» einen besonders hohen Stellenwert und wird entsprechend intensiv auch via Medien gepflegt.
Wie und welche Medien, Programme, Spiele, Apps etc. von einem Kind oder Jugendlichen genau genutzt werden, hängt von dessen individuellen Interessen, Bedürfnissen und Vorlieben ab, aber auch vom sozialen Umfeld und davon, zu welchen Medien er oder sie Zugang erhält (> digital devide). Dies bedeutet, dass jede und jeder schliesslich sein individuelles «Medienmenü» hat.
Medien dienen nicht nur zur Befriedigung der oben aufgeführten Bedürfnisse. Da sie vielfältige «Bilder vom Leben», zum Beispiel von Freundschaft, Partnerschaft, Familie, Geschlechterrollen, Berufen, Konfliktlösung etc. und damit auch Vorbilder und Werte zeigen, sind sie neben Eltern, Schule, Gleichaltrigen (Peer) etc. eine weitere wichtige Sozialisationsinstanz, die Heranwachsende prägt (vgl. Süss et al., 2018, S. 8).
«So können Medien zum Beispiel Anregungen bieten für die Entwicklung von Rollenbildern und Konfliktlösestrategien» (Süss et al., 2018, S. 43).
Anhand des Handelns von Medienfiguren beschäftigen sich Heranwachsende mit der Frage nach Recht und Unrecht bzw. Gut und Böse, was das moralische Urteilsvermögen anregt. Weil Medien Bestandteil der Peer-Kulturen sind, werden sie zudem genutzt, um Verbundenheit mit Gleichaltrigen, aber auch Abgrenzung z.B. Eltern oder anderen Gruppen gegenüber zu signalisieren.
Zusammenfassend können Medien von Kindern und Jugendlichen als «Steinbruch» zur Beantwortung von anstehenden (z.B. sozialen, moralischen, personalen) Entwicklungsthemen und somit zur Identitätsbildung genutzt werden. Im Jugendalter werden Medien insbesondere genutzt, um sich mit Sexualität und Partnerschaft, aber auch mit ethischen, moralischen, politischen oder wirtschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen (via YouTube, Netflix, Filme etc.) (vgl. Süss et al., 2018, S. 39f).
Festzuhalten ist, dass die Medien bei solch wichtigen Fragen natürlich nicht die alleinigen Bezugspunkte für Heranwachsende sein sollten. Die Auseinandersetzung mit und die Begleitung durch Eltern, andere Erwachsene und auch durch die Schule sind und bleiben ausserordentlich wichtig.
Text entnommen und aktualisiert: MIA21, Ich bin online, also bin ich!? – Version 09/2021 Seite 19f.
Bilder generiert mit ChatGPT/Dall-E
Süss, D., Lampert, C., Trültzsch-Wijnen, C. W (2018). Medienpädagogik. Ein Studienbuch zur Einführung. (3. Aufl.). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19824-4